Wissenschaftskommunikation gehört neben Forschung und Lehre zur Third Mission von Universitäten. Die Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Forschung zu elementarisieren und komplexe Inhalte in verständlicher Form an die interessierte Öffentlichkeit weiterzugeben, ist eine der besonders spannenden und herausfordernden Aufgaben von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aller Fachbereiche. In Standardartikeln der Geistes- und Kulturwissenschaften, zu denen auch die Theologie gehört, nehmen die Fußnoten gerne mehr Raum ein als der Haupttext, welcher voll von Fremdwörtern ist und mit verschachtelten Sätzen glänzt. So zumindest das gängige Vorurteil.
Der Frage, ob dies so sein muss, stellten sich unter der Moderation von Prof. Dr. Christian Handschuh (Professur für Kirchengeschichte und christliche Identitäten) in einem Podiumsgespräch Frau Dr. Barbara Leicht (Katholisches Bibelwerk), und die Passauer Professoren Sandra Huebenthal (Lehrstuhl für Exegese und Biblische Theologie) und Markus Weißer (Lehrstuhl für Dogmatische Theologie und theologische Gegenwartsfragen). Im Dialog zeigte sich, dass Wissenschaftskommunikation zur Alltagspraxis gehört. Denn wann immer theologische Inhalte und Erkenntnisse zielgruppenorientiert weitergegeben werden, findet ein Übersetzungsprozess in ein anderes Format und oft auch in eine andere Sprache statt. Der Unterschied zwischen der wissenschaftlichen Vermittlung und Wissenschaftskommunikation besteht häufig darin, dass die Inhalte in neuen und kreativen Formaten sachlich korrekt, aber kompakt weitergegeben werden.
Diese Elementarisierung und das Weglassen von Informationen ist jedoch der schwierigste Teil. Für die Veröffentlichung eines Artikels in der Zeitschrift wie Welt und Umwelt der Bibel – eine Zeitschrift des Katholischen Bibelwerks, die sich mit biblischen Themen an eine interessierte Öffentlichkeit oftmals ohne einen religiösen oder kirchlichen Hintergrund richtet – bedarf es genau diesem Spagat.
Neben dem Umgang mit Formaten in der Wissenschaftskommunikation geht es vor allem auch um Kommunikation, wie Christian Handschuh in der Moderation anmahnte. Mitunter sei es notwendig zunächst einmal die Bedürfnisse und die Sprachebene der AdressatInnen kennenzulernen, sonst „arbeiten wir gerade in der Theologie für Zielgruppen, die es eigentlich gar nicht mehr gibt“, resümiert Markus Weißer.
Die Podiumsdiskussion an diesem Abend war lebhaft, engagiert und nicht nur auf das Podium begrenzt. Viele der Anwesenden arbeiten selbst als MultiplikatorInnen in Schule sowie Kirche und stehen vor der gleichen Herausforderung, Fachwissen zu verwenden, um Sachverhalte so zu erklären, dass sie verstanden werden. Dabei hat sich die Zusammenarbeit mit Journalisten und Coaches ebenso bewährt wie mit Verlagen. Gerade was biblisches (Halb-)Wissen und Fehlinterpretationen betrifft, gibt es eine Reihe von guten Büchern und Kleinschriften, an denen auch die Passauer Theologie beteiligt ist, wie beispielsweise die unlängst erschienenen Bible Fun Facts – Bibelwissen für Besserwisser, die Frau Prof. Dr. Sandra Huebenthal und Herr Dr. Bernhard Klinger in Zusammenarbeit mit dem Verlag Herder verfasst haben. Es braucht, da sind sich die Teilnehmenden des Podiums einig, Komplexitätsreduktion ohne banale Vereinfachung – gerade auch in kirchlichen Kontexten.
Insgesamt geht es bei der Wissenschaftskommunikation auch darum, neue Wege auszuprobieren. So träumen die Passauer Lehrenden von einem Dogmatik-Comic, einer Podcast-Reihe oder Substacks und freuen sich, dass sie und ihre Studierende dank der Kooperation mit dem Katholischen Bibelwerk Anfang April mit einem Artikel am Kiosk ausliegen werden. Dann erscheint das neue Heft von Welt und Umwelt der Bibel u.a. mit einem Text von Passauer Studierenden, der eine Übersicht über frühchristliche Häresien abbildet.